Unsere Hochzeitsreise nach Bali war bereits geplant - und zwar direkt nach unserer Hochzeit am 1. August 2020. Daraus wurde leider nichts aufgrund der sich ungewiss ausbreitenden Corona-Pandemie. Aber eine kleine Reise wollten wir dennoch unternehmen - also fuhren wir zuerst in die Berge an den Königsee und anschließend - nach einem kurzen Übernachtungs-Stopp zu Hause - an die Ostsee nach Bansin.
Uns war aber eins sonnenklar: Unsere richtige Hochzeitsreise werden wir auf jeden Fall noch nachholen. Gedacht, gesagt, getan. Nur änderte sich das Reiseziel ein klein wenig - und zwar entschieden wir uns aus heiterem Himmel für Afrika. Der Kontinent ist zwar riesig und bisher hatten wir unseren Fokus da noch nicht so sehr darauf gerichtet. Aber als wir uns vorstellten, die Serengeti zu bereisen und alle Tiere, die man bisher nur aus dem Zoo kannte, in freier Wildbahn zu sehen, bekamen wir schon leicht Gänsehaut. Wir recherchierten und entschieden uns für Tansania. Am ersten Hochzeitstag startete die unvergessliche Reise und katapultierte uns in eine Welt, die uns fortwährend staunen ließ. Und von Anfang an fühlte es sich an wie "nach Hause kommen" ...
Mit Worten kaum zu beschreiben, aber anhand von Bildern lässt sich erahnen, was wir dort alles gesehen und erlebt haben.
Ab geht er, der Peter!
Als wir unseren Guide Charles das erste Mal getroffen haben, wussten wir sofort: Das wird gut! Vom allerersten Moment an, spürten wir eine Verbundenheit und freuten uns auf die kommende Zeit. Und die sollte tatsächlich gut werden, sogar fantastisch. Wir hatten emotionale Gespräche, unzählige freudige Momente (so zum Beispiel, als wir das Hörbuch "Hummeldumm" gemeinsam anhörten) und mussten uns niemals verstellen. Während unserer Zeit in Tansania, fühlte es sich immer wieder an, als würden wir nach Hause kommen und einen alten Freund wieder sehen. Unsere Verbindung zeigte sich in vielen Zufällen (?): Charles Vater heißt auch Thomas, sein Sohn heißt Robin, er selbst hat am gleichen Tag Geburtstag wie mein Opa.
So war auch unser Abschied sehr emotional, mit seinem typischen Spruch: Ab geht er, der Peter!
Ein Blick ins die Seele Afrikas
Da die Präsidentin Tansania sich entschlossen hatte, nach Arusha zu fliegen, hatten unser Flieger eine dreistündige Verspätung. Der Fluch wurde schnell zum Segen, denn Charles tat etwas, was er noch nie getan hatte: Er nahm seine Gäste mit in sein Heim. Und so durften wir seine Frau Victoria, ihre Schwester und den kleinen Robin kennenlernen. Es war für uns ein sehr sehr besonderer Moment, als wir eine extra für uns gekochte Suppe und den besten Rotwein angeboten bekamen - eine wunderbare Art, wenn man doch selbst nicht so viel hat, es liebevoll mit seinen Gästen zu teilen. Lasst uns das bitte nie vergessen, wie wertvoll es sein kann, zu geben!
Aber Netti wäre nicht Netti, wenn wir nur rumgesessen, gegessen, getrunken und geredet hätten ... kurzerhand wurde die Musik aufgedreht und wir tanzten mit der ganzen Familie in dem kleinen Wohnzimmer. Für uns war es ein Blick hinter die Kulissen des Tourismus in die Seele Tansanias.
An den Hängen des Kilimandscharo
... auch, wenn wir ihn nie richtig sehen durften. Unser erster Ausflug führte uns in die duftende Welt frischen Kaffees. Gemeinsam mit Justin und Kessy durften wir unseren eigenen Kaffee ernten, schälen, rösten, malen und natürlich trinken. Es tat gut, diesen aufwändigen Prozess einmal mit eigener Hand verfolgt zu haben und so den Wert tollen Kaffees noch mehr schätzen zu können.
Bei einem wunderbaren Essen und leckerem Bananenbier hatten wir jede Menge Spaß und mussten viel lachen. Das Bananenbier muss gemäß Tradition vor einer Verlobung die Familie des Bräutigams brauchen. Ist es nicht gut oder stark genug, muss die Familie noch einmal ran. Kessy gefragt zur Qualität dieses Bieres: "Die müssen noch mal ran" ... großes Gelächter.
Doch was passiert eigentlich mit den Kaffeekirschen (die Frucht um die Bohne)? ... "Nichts, wir werfen sie weg". Und das konnten wir so nicht stehen lassen, wussten wir doch von daheim, wie lecker ein Kaffeekirschenlikör sein kann. Kessys Interesse war geweckt und er meinte: "Das probiere ich!"
Monate später erhielten wir dann dieses Bild: Es wurde kein Likör, doch der vielleicht erste Kaffeekirschen-Wein Tansanias. Und nun geht es weiter, das Rezept zu verfeinern. Vielleicht dürfen wir ihn ja irgendwann einmal probieren.
Unsere Geschichten & Begegnungen folgen ...
Jambo, jambo bwana!
Wir saßen beim Frühstück in unserer Lieblingslodge inmitten der Serengeti. Nachts schlichen noch die Hyänen um unser Zelt und machten fürchterliche Geräusche. Nun genossen wir die Sonne und blickten in die Savanne. Netti war es zu ruhig - keine Musik. Sie fragte unseren Kellner Kelvin, ob wir nicht etwas hören könnten. Er meinte nur: "Ihr esst erst einmal in Ruhe ...". Als wir fertig waren, ging es los. Kelvin trommelte auf einer kleinen Teekanne und die gesamte Crew der Lodge kam auf die Terrasse und wir sangen und tanzten zu "Jambo, Jambo bwana!", dem wohl bekanntesten Lied Ostafrikas. Diese wunderbare Gemeinschaft und das so losgelöste Tanzen waren eine unserer tollsten Erfahrungen auf Reisen. Es ging so weit, dass wir den Jeep holten und auch unsere Musik über das Radio spielten: "Disko Partizani" und "Jerusalema" ... und alle tanzten wieder!
Unsere Geschichten & Begegnungen folgen ...
Wow, wo kam der denn her?
Das ist es, was Tansania ausmacht ... du fährst eine schmale Straße entlang, um dich herum ist alles grün und ruhig ... und plötzlich steht ein riesiger Elefantenbulle direkt neben deinem Auto. Nein, du hörst ihn nicht kommen - er ist einfach da. Wir waren beeindruckt, aber es war auch ein mulmiges Gefühl, als er zum Autofenster hineinschaute. Charles sagte uns danach, dass man ihm ansehen konnte, dass er aggressiv war. Wären wir los gefahren, wer weiß, was hätte passieren können. Aber das ist Afrika - hier ist die Natur noch mächtig und ungezähmt ... zum großen Glück! Für uns war es immer wieder ein Wunder und trieb uns die Tränen in die Augen, wenn wir dieses wilde Leben sahen und ganz klein mittendrin sein konnten. Wir hoffen, dass diese Welt erhalten bleibt!
Ein besonderes Geschenk
Wir hatten während unserer Reise bereits etliche Massai gesehen, getroffen und haben schon gemeinsam mit ihnen in der Hütte Tee getrunken. Doch an unserem letzten Tag in der Serengeti führte uns Charles - als Überraschung - in ein weiteres Dorf, in welchem er Freunde hat. Es dauerte nicht lang und fast das ganze Dorf war versammelt, um uns ihre traditionellen Tänze vorzuführen. Dieser Einblick in eine völlig fremde und so ursprüngliche Kultur war einmal mehr beeindruckend. Die Massai haben sich ihr traditionelles Leben bewahrt und leben noch heute, wie vor hunderten von Jahren.
Und nun wissen wir auch, wie man Feuer machen kann. Danke Charles!
"Hello good people"
Wer freut sich nicht, wenn er so begrüßt wird. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir Tansania gefühlt schon verlassen und entspannten die letzten Tage auf Sansibar. Wie wir so sind, können wir das Hotelpersonal nicht einfach als Hotelpersonal sehen, sondern haben auch diesmal den Kontakt gesucht, unseren Müll mal schön selber weggeräumt und ansonsten einfach freundlich gelächelt und gewunken, wenn man sich sieht.
Wir möchten uns nicht selbst beweihräuchern, aber wir können sagen, dass es sich immer lohnt, seinen Gegenüber auf Augenhöhe zu betrachten. Die Begegnungen und freudigen Gesten, die aus dieser Offenheit entstehen können, geben so viel Kraft - auch wenn sie manchmal nur ganz klein sind.
wir[@]mit-herz-in-die-welt.de