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Über den Wolken

Es ist Samstag, der 23. April 2022 ... der Tag, an dem wir ein weiteres Häkchen auf unserer "Löffel-Liste" setzen können: Ein Tandemsprung aus 4.300 Metern Höhe! Klingt verrückt? Ist es wahrlich auch! ;)

 

Netti berichtet: Eigentlich hatte ich mir so einen Fallschirmsprung, wie ihn mein Paps vor 16 Jahren gemacht hat, zur runden 30 gewünscht. Dann aber irgendwie in Vergessenheit geraten. Schwups - 10 Jahre später: Geburtstagsgeschenk der ganzen Familie ausgepackt und völlig aus allen Wolken gefallen - noch einmal mehr, weil der Termin schon feststand. Gar nicht so lange nach Erhalt dieses Action-Geschenks …

 

Zuvor stellte ich mir jeden Tag vor, wie es wohl sein wird, aus 4.300 Metern Höhe aus dem Flugzeug zu fallen. Die Träume zu dieser Situation mehrten sich des Nachts. Eigentlich war ich immer ganz cool, was dieses Event betraf - aber je näher es rückte, desto mehr machte sich schon eine gewisse Nervosität breit - oder nennen wir es eher Respekt vor der Situation. 😉

Als der Tag X dann gekommen ist, war es fast nicht mehr auszuhalten. Da unser Sprung erst für den frühen Nachmittag geplant war, stieg die Aufregung ins Unermessliche. Deshalb fuhren wir bisschen früher los, um uns das erstmal anzuschauen. Dort angekommen, waren wir wirklich sehr überrascht von den vielen Leuten und Campern. Es war ja schon als großes Event angekündigt, weil die „Pink Skyvan“ - mit der beeindruckenden Heckrampe zum Abspringen - nur zwei Mal im Jahr dort zu Gast ist. Es ist immer ein besonderes Event. Wie jedes Jahr um diese Zeit treffen sich zahlreiche Fallschirmsportler aus der Region, um gemeinsam viele schöne Sprünge & große Formationen zu machen.

 

Zuerst erfolgten die Vorbereitungen am Boden. Unsere Tandem-Master Jörg Vietze (Nettis Tandem-Master und Vorsitzender des Vereins Skydive Lausitz e. V.) & Maik (Robins Tandem und damals vor 15 Jahren bei Vatis Sprung der Kameramann) fackelten jedoch nicht lange und schon steckten wir in unseren "wunderhübschen" Overalls. Meiner war ca. 3 Nummern zu groß - also sah ich aus wie dieses allseits bekannte Michelin-Männchen. ;)

 

Nachdem alle bereit waren, verabschiedeten wir uns von meinem Vati, der dieses Mal am Boden blieb, liefen ein paar Meter Richtung Flugzeug und stiegen schließlich zuerst über die eindrucksvolle Heckrampe hinein - zwar voller Elan, aber nicht ganz ohne mulmiges Gefühl. Nach uns folgten noch unzählige Sprungwillige. Eingequetscht wie in einer "Sardinenbüchse mit drei Lagen" flogen wir ca. 12 Minuten bis auf unsere Zielhöhe von 4300 m und irgendwie ging alles voll schnell und die ersten "Sardinen" hüpften munter drauf los. Und Schritt für Schritt näherten wir uns auch der Rampe. Mir persönlich war das Lachen spätestens an dieser Stelle irgendwie vergangen und alles, was ich mir vorher vorgestellt habe, war plötzlich anders. Mein Tandem-Master drehte sich mit mir plötzlich um (später erfuhr ich, warum) und wir sprangen nicht vorwärts raus, sondern rückwärts. Und schon wirbelten wir nach unten und mein Gehirn begann irgendwie einzufrieren - und hatte nur noch den einen Gedanken parat: "Kalt, kalt, so kalt und "ich kriege keine Luft"! Freier Fall: 50 lange Sekungen! Echt heftig! Da ist alles am Boden Geübte wie weg geflattert, z. B. dass man gern den Arm loslassen darf und sich nicht wie blöde am Gurt festklammern muss! Naja alles zu viele Eindrücke in dem Moment! ;(

 

Aber als sich dann der Fallschirm öffnete (mit einem übelsten Ruck), bekam ich endlich wieder Luft und schrie wie ein frisch geborenes Baby, das endlich allein atmet. Bis man das Erlebte realisiert, vergehen noch einige Momente. Genießen konnte ich das Ganze erst, als Jörg mir zu verstehen gab, dass ich jetzt meine Schutzbrille hochschieben darf. Nun atmete ich erst einmal richtig durch und schaute etwas mir die Gegend an. Ich musste allerdings schon in der Luft die Landehaltung mehrfach üben (Beine hoch), so dass mir das Genießen am Ende doch recht schwer fiel. Nach einer sauberen Landung überkamen mich all meine Emotionen und ich war nicht mehr wirklich in der Lage, einen Satz vernünftig zu sprechen. Als mich Jörg fragte, wie ich den Sprung mit drei Worten beschreiben würde, sagte ich: un-fucking-fassbar, was eine Steigerung von unfassbar ist und ein Ausdruck der Verwunderung des Sängers Ray Garvey über einen grandiosen Auftritt in der Sendung "The Voice of Germany" war. Etwas Besseres fiel mir in diesem Moment bei weitem nicht ein. Ich wollte ja nicht mal aufstehen, Jörg musste mir dazu einen Schubs geben. Dann sah ich Robin noch gut landen und alles war in bester Ordnung. Insgesamt dauerte dieser unvergessliche Sprung rund 9 Minuten.

 

Zum Runterkommen gab's bei uns dann erst einmal eine ganze Weile Endorphin-Fasching, dem wir mit einem Piccolöchen und einem Kräuterchen noch nachhalfen. ;)

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